Sonntag, 20. Dezember 2009

Kinoerlebnis Avatar

Die Einführung

Unglaubliche 12 lange Jahre liegt das letzte große Kinoprojekt von James Cameron schon zurück. In der Zwischenzeit gab' es ja durchaus die ein oder andere Kinoperle, beeindruckende Großproduktionen wie Lord of the Rings waren leider die Ausnahme.

Nun ist der Meister zurück. Er präsentiert nicht nur einen Spielfilm oder eine bloße 3d-Spielerei, sondern lässt eine komplett virtuell generierte Welt lebendig werden.

Diesmal geht es nicht um den immerwährenden Kampf des Menschen gegen die Maschine (wer kennt das nicht von der Arbeit?), sondern um den Kampf gegen die Natur. Auch in ferner Zukunft wird die Menschheit von Aktienkursen und Gier nach Rohstoffen gesteuert. Auf dem Planeten Pandora (nicht verwandt oder verschwägert mit der Büchse) richten die Menschen einen Stützpunkt zum Abbau des Materials Unobtanium ein. Dummerweise ist der Planet bereits mit den Ureinwohnern, den Na'vi bevölkert, unter deren Wohnort die begehrten Rohstoffe liegen.

Die Menschen

Im Auftrag des Konzerns RDA übernimmt Rollstuhlfahrer Jake Sully eine Mission für seinen verstorbenen Bruder. Er muss in den Körper eines genetisch gezüchteten Na'vis schlüpfen (der titelgebende Avatar). Damit soll er die Gebräuche und Bedürfnisse der Na'vi erforschen und diese zum Verlassen Ihres Dorfes bewegen. Anderenfalls werden die Marines unter dem Kommando von Colonel Miles Quaritch (hervorragend gespielt von Steven Lang) den Eingeborenen den Krieg erklären.

Das Netz

Für die Na'vi sind Bodenschätze bedeutungslos - sie leben mit sich und der Natur im Einklang. Über eine biologische Schnittstelle können sie mit den Tieren ihrer Umgebung verbinden. Die Ehrfurcht vor der Natur verbietet ihnen das Aufgeben ihrer Heimat. Und als sich Jake auch noch in das Na'vi-Mädchen Neytiri verliebt, muss er sich entscheiden, für welche Seite er in den Kampf zieht... 

Die Technik

Wie auch beim klassischen Abenteuerfilm punktet Avatar nicht durch eine komplexe Geschichte, sondern durch Spannung, Gefühl und Actionsequenzen. Natürlich sollte man den Film nicht auf die Actionsequenzen reduzieren. James Cameron weiß genau wann man das Tempo rausnehmen muss und alleine durch Schaueffekte den Zuschauer zum Staunen bringt. 

Möglich wird dies durch die neue Technikrevolution, der Virtuellen Kamera. Während bei Herr der Ringe das Motion-Capture-Verfahren erfolgreich eingesetzt wurde und anschließend Gollum nach Mittelerde transferiert wurde, erledigt die Virtuelle Kamera den Transfer gleich mit. Somit sieht der Regisseur nicht den Schauspieler in der leeren Halle, sondern direkt inmitten von Urwald und schwebenden Bergen.

Während bei Star Wars Episode I-III oftmals Kritik an den oft ungelenken Bewegungen und dem Plastik-Hintergrund auf kam, prellt dieser Vorwurf an Avatar komplett ab. Obwohl keine Schauspieler in die Maske der Na'vi gesteckt wurden und auch keine Pflanze echt ist, fühlt man mit den Charakteren und akzeptiert diese ausgewöhnliche Welt mit all ihrer computergenierten Flora und Fauna.

Leider vergeht die Zeit zu schnell, während die letzte Stunde ins Finale furioso mündet, wird man anschließend schon wieder in die dunkle Nacht entlassen.

Seit Lord of the Rings hat es bei mir kein Film mehr geschafft großangelegten Erwartungen zu erfüllen. Selten verlässt man den Kinosaal mit einem Glücksgefühl und großer Dankbarkeit. Selbst die Rekordpreise (12,50€ pro Person) sind den Kinobetreibern verziehen.

Das Fazit

Den letzten Absatz möchte ich dann doch noch mit ein paar kleinen Kritikpunkten füllen. So kommt die Öko-Botschaft schon sehr platt rüber, einige Dialoge wandern sehr knapp an der Kitschgrenze vorbei und auch James Horner war schon mal besser in Form. Leider gehört auch der Abschluss-Song in die Kategorie Schmalzig-zum-davonrennen.

Doch genug der bösen Worte. Avatar ist ein Meisterwerk. Ob großes oder kleines, darf jeder für sich entscheiden.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Die Rückkehr der Affenbande - Monkey Island Special Edition

Bereits Anfang Dezember konnte ich das erste Weihnachtsgeschenk auspacken. Unter dem Steam-Weichnachtsbaum lag die Special Edition vom LucasArts-Klassiker Monkey Island. Dafür nochmal ein herzliches "Danke schön" an den Spender!

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bis dato keinen einzigen Teil der Monkey Island Serie erfolgreich abgeschließen konnte. Das liegt einerseits an meiner Abneigung bei Lösungshilfen zu spicken als auch an meiner Vorliebe für Abenteurer mit Hut und Peitsche.

Die besinnliche Vorweihnachtszeit gibt mir nun ein wenig Zeit, den Klassiker im neuen Gewand nochmals neu zu entdecken. Wie anno 1990 unterstützt der Spieler Guybrush Threepwood bei seinem Ziel ein gefürchter Pirat zu werden. Dies gestaltet sich als schwieriger als erwartet - zunächst muss er drei Prüfungen ablegen, die Schwertmeisterin besiegen, einen Schatz ausgraben und das Idol klauen. Doch während der Prüfungen ergeben sich neue Probleme: Seine Geliebte wird vom Geisterpirat LeChuck entführt, die eilig zusammengestellte Piratencrew meutert und auf der namensgebenden Affeninsel lauern Kannibalen.

Gesteuert und geknobelt wurde im "klassischen" Monkey Island mit Hilfe des SCUMM-Interfaces: Verben (Benutze, Rede mit,  Nimm, usw.) werden mit den aufgenommen Gegenständen kombiniert. Dialoge mit Personen werden über auswählbare Textbausteine geführt. Zwischensequenzen glänzten damals - hauptsächlich in der VGA-Version - mit hervorragend gezeichneten Portraits. Musik ist nicht durchgängig vorhanden, die Musikstücke gehen dafür direkt ins Ohr. Insbesondere die Intromusik hat bei Geeks einen besonders hohen Stellenwert.

Bei der Neuauflage wurde die Musik dezent aufgepeppt, Soundeffekte und durchgängige Sprachausgabe hinzugefügt. Die detaillierte, aber doch sehr statische Grafik des Klassikers wurde gegen eine dynamische Comicgrafik mit hübschen Licht- und Schatteneffekten eingetauscht. Auch und gerade auf 16:9 Bildschirmen macht die Special Edition daher einen guten Eindruck. Trotzdem sollte nicht verschwiegen werden, dass die Grafik und Animationsqualität weit hinter den heutigen Möglichkeiten stecken. In Rente geschickt wurde das alte Interface. Inventar und Aktionsmenü werden nun per Hotkey aufgerufen.

Von seinem Witz hat das Spiel auch über die Jahre nichts eingebüßt. Referenzen zu anderen LucasArts Spielen und zu Hollywoodfilmen sind weit verbreitet. Ein besonderes Highlight ist die (nur angedeutete) Schlägerei im Haus des Gouverneurs. Die skurrilen Dialoge sind in meinen Augen noch immer die lustigste Sequenz der Computerspielgeschichte.

Die Rätsel sind trotz des ungewöhnlichen Szenarios stets lösbar, aber auch fordernd. In der Neuauflage können per Hotkey Lösungshinweise eingeblendet werden.

Ein besonderer Clou ist das Umschalten zwischen der alten VGA-Grafik und der Optik des Remakes während des Spiels. In der Praxis ist die alte Grafik ohne einen vernünftigen Scaler auf größeren Monitoren schlicht und ergreifend kaum ansehbar. Als Vergleich sollen drei Screenshots der gleichen Szene dienen. Alle Screenshots wurden über die Zwischenablage im Originalformat abgelegt und per Irfanview auf 80% jpg-Qualität komprimiert.

Screenshot 1 stammt aus der ScummVM mit dem Scaler hq3x der VGA-Version.

Screenshot 2 stammt aus der Special Edition im "klassischen Modus".

Screenshot 3 ist die Special Edition mit der aktuellen Grafik in 1980x1080.

Neben den drei offiziellen Nachfolgern wurden von ehemaligen LucasArts-Entwicklern fünf weitere Episodengeschichten Tales of Monkey Island entwickelt. Mir persönlich sagt der Zeichenstil der neuen Episoden ebensowenig zu wie bei Monkey Island 3 und 4.

Bevor ich mich wieder auf die Affeninsel zurückziehe (laut Fortschrittsanzeige fehlen noch 30%), hier nochmals Werbung für den wunderbaren Fan-Film von Marius Fietzek!