Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bis dato keinen einzigen Teil der Monkey Island Serie erfolgreich abgeschließen konnte. Das liegt einerseits an meiner Abneigung bei Lösungshilfen zu spicken als auch an meiner Vorliebe für Abenteurer mit Hut und Peitsche.
Die besinnliche Vorweihnachtszeit gibt mir nun ein wenig Zeit, den Klassiker im neuen Gewand nochmals neu zu entdecken. Wie anno 1990 unterstützt der Spieler Guybrush Threepwood bei seinem Ziel ein gefürchter Pirat zu werden. Dies gestaltet sich als schwieriger als erwartet - zunächst muss er drei Prüfungen ablegen, die Schwertmeisterin besiegen, einen Schatz ausgraben und das Idol klauen. Doch während der Prüfungen ergeben sich neue Probleme: Seine Geliebte wird vom Geisterpirat LeChuck entführt, die eilig zusammengestellte Piratencrew meutert und auf der namensgebenden Affeninsel lauern Kannibalen.
Gesteuert und geknobelt wurde im "klassischen" Monkey Island mit Hilfe des SCUMM-Interfaces: Verben (Benutze, Rede mit, Nimm, usw.) werden mit den aufgenommen Gegenständen kombiniert. Dialoge mit Personen werden über auswählbare Textbausteine geführt. Zwischensequenzen glänzten damals - hauptsächlich in der VGA-Version - mit hervorragend gezeichneten Portraits. Musik ist nicht durchgängig vorhanden, die Musikstücke gehen dafür direkt ins Ohr. Insbesondere die Intromusik hat bei Geeks einen besonders hohen Stellenwert.Bei der Neuauflage wurde die Musik dezent aufgepeppt, Soundeffekte und durchgängige Sprachausgabe hinzugefügt. Die detaillierte, aber doch sehr statische Grafik des Klassikers wurde gegen eine dynamische Comicgrafik mit hübschen Licht- und Schatteneffekten eingetauscht. Auch und gerade auf 16:9 Bildschirmen macht die Special Edition daher einen guten Eindruck. Trotzdem sollte nicht verschwiegen werden, dass die Grafik und Animationsqualität weit hinter den heutigen Möglichkeiten stecken. In Rente geschickt wurde das alte Interface. Inventar und Aktionsmenü werden nun per Hotkey aufgerufen.
Von seinem Witz hat das Spiel auch über die Jahre nichts eingebüßt. Referenzen zu anderen LucasArts Spielen und zu Hollywoodfilmen sind weit verbreitet. Ein besonderes Highlight ist die (nur angedeutete) Schlägerei im Haus des Gouverneurs. Die skurrilen Dialoge sind in meinen Augen noch immer die lustigste Sequenz der Computerspielgeschichte.
Die Rätsel sind trotz des ungewöhnlichen Szenarios stets lösbar, aber auch fordernd. In der Neuauflage können per Hotkey Lösungshinweise eingeblendet werden.
Ein besonderer Clou ist das Umschalten zwischen der alten VGA-Grafik und der Optik des Remakes während des Spiels. In der Praxis ist die alte Grafik ohne einen vernünftigen Scaler auf größeren Monitoren schlicht und ergreifend kaum ansehbar. Als Vergleich sollen drei Screenshots der gleichen Szene dienen. Alle Screenshots wurden über die Zwischenablage im Originalformat abgelegt und per Irfanview auf 80% jpg-Qualität komprimiert.
Screenshot 1 stammt aus der ScummVM mit dem Scaler hq3x der VGA-Version.
Screenshot 2 stammt aus der Special Edition im "klassischen Modus".
Screenshot 3 ist die Special Edition mit der aktuellen Grafik in 1980x1080.
Neben den drei offiziellen Nachfolgern wurden von ehemaligen LucasArts-Entwicklern fünf weitere Episodengeschichten Tales of Monkey Island entwickelt. Mir persönlich sagt der Zeichenstil der neuen Episoden ebensowenig zu wie bei Monkey Island 3 und 4.
Bevor ich mich wieder auf die Affeninsel zurückziehe (laut Fortschrittsanzeige fehlen noch 30%), hier nochmals Werbung für den wunderbaren Fan-Film von Marius Fietzek!
Kaum geschrieben schon wieder veraltet: Nun sind's 0%.
AntwortenLöschenSchön, dass es Dir gefallen hat :-)
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