Samstag, 18. Juli 2009

Railroad Tycoon

Ein kurzes Geständnis: Ich war noch nie ein großer Freund von Wirtschaftssimulationen. Die meisten spielen sich furchtbar dröge und versprühen den Charme einer Steuererklärung.

Anders Railroad Tycoon.

Die Grafik ist zwar ebenso simpel wie die Soundeffekte selten sind, doch Softwarelegende Sid Meier schafft es auch heute noch, mich vor dem Bildschirm zu fesseln.

Ziel des Spiels ist, mit einem Startkapital von 1.000.000$, die Errichtung eines Eisenbahnimperiums gegen den Widerstand dreier computergesteuerter Gegenspieler. Dazu baut man ein Schienennetz mit Bahnhöfen und Signalanlagen auf, kauft Lokomotiven, stellt die Wagengarnituren zusammen und überwacht den Fahrplan. Neben dem operativen Geschäft darf der Wirtschaftsteil nicht vernachlässigt werden. Die Aufnahme von Krediten ist ebenso möglich wie Investionen in eigene Aktien oder der Konkurrenz.

Was macht das Spiel so einzigartig? 

  1. Komplexität: Das Spiel bietet jede Menge Möglichkeiten zu agieren, ist jedoch recht schnell erlernbar, vieles ist selbsterklärend und das Spiel verzettelt sich nicht in komplexer Makro-/Mikro-Ökonomie.
  2. Spielwelt: Egal für welches Szenario man sich entscheidet: England, Nordostamerika, Westamerika oder Europa (bei der "Deluxe Version wird England durch Südamerika und Afrika ersetzt) - in jedem Fall wird die Karte neu generiert. Ressourcen und gegnerische Spieler werden zufällig verteilt. Gleich bleiben hingegen historische Ereignisse, wie z.B. die Erfindung neuer Lokomotiven oder wirtschaftliche Krisen.
  3. KI der Computergegner: Die Gegenspieler wurden historischen Persönlichkeiten nachempfunden und verfolgen entsprechend unterschiedliche Strategien (Schwerpunkt auf Expansion, feindliche Übernahme, etc.). Die Gegner besitzen ebenfalls endliche Geldreserven, leiden genauso unter einer Rezession, bauen durchaus vernüftige Strecken und sind gerade auf höheren Schwierigkeitsstufen keine einfachen Opfer.
  4. Dynamik: In den meisten Wirtschaftssimulationen ist nach einigen Stunden Spielzeit die Luft raus. Entweder verbaut sich der Gegner, man hat die lukrativsten Handelsrouten gefunden oder man hat so viel Geld/Vorsprung vor seinen Konkurrenten, dass ein Weiterspielen öde wird. Bei Railroad Tycoon ist man hingegen stetig gefordert. Städte wachsen, neue Industrien siedeln sich an, neue Lokomotiven erfordern ein Umstellen der Fahrpläne und Katastrophen wie Zugunglücke oder Brückeneinsturz erfordern ständige Wachsamkeit. Trotzdem kein Grund für Hektik - die Spielgeschwindigkeit kann jederzeit verlangsamt oder angehalten werden.
  5. Langzeitmotivation: Neben der dynamischen Welt und dem sehr variablen Schwierigkeitsgrad sind es natürlich die unterschiedlichen Lokomotiven, die man gerne im Einsatz sehen will. In jedem Szenario stehen andere Modelle zur Verfügung. Persönliche Rekorde (Rekordfahrten, größtes Schienennetz, bewegte Güter pro Gleiskilometer u.v.m.) werden an unterschiedlicher Stelle gewürdigt. Ähnlich wie bei Pirates! wird der Spieler am Ende in Rente geschickt und darf je nach Lebensleistung beispielweise als Gärtner oder Kapitän seinen Lebensabend verbringen.
Selbstverständlich sorgte der Erfolg des Spieles für Fortsetzungen. Neben dem klassischen Railroad Tycoon und der Deluxeversion (kostenfrei verfügbar) gibt es zwei Nachfolger mit gleichem Namen und die Neuinterpretation in Sid Meier's Railroads!

2 Kommentare:

  1. Wenn Dich das interessiert dann lies mal das hier durch: http://freegamer.blogspot.com/2009/02/simulate-this-city-building-tycoon-game.html

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  2. Das Projekt LinCity-NG klingt zumindest sehr interessant, ist aber wohl noch nicht soweit, dass man schon dauerhaft Freude dran hat.

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