
Betagte Rollenspielveteranen denken beim Stichwort „Auge“ wahrscheinlich sofort an die dreiteilige Spielreihe
Eye of the Beholder.
Basierend auf den Regeln von Advanced Dungeons & Dragons ist Eye of the Beholder im Prinzip eine grafisch aufgepeppte Variante von Dungeon Master.
Die Kämpfe laufen nicht, wie früher meist üblich, schwerfällig rundenbasiert ab, sondern in Echtzeit. Die Dungeons sind dreidimensional gezeichnet, die Fortbewegung erfolgt jedoch stufenweise. Was früher noch als revolutionär galt, wirkt heutzutage schon sehr altbacken. Die Darstellung des Dungeons wird in Briefmarkengröße dargestellt, die Animationen sind nicht flüssig (ein Bild für Vorne, Seitlich, Hinten und für’s Zuschlagen muss genügen). Die Musikuntermalung beschränkt sich auf ein paar kurze Jingles und die Geräusche bestehen hauptsächlich aus kurzem Kampfgetöse.
Als bester Teil der Beholder-Reihe gilt gemeinhin Teil 2. Im kurzen, aber atmosphärischen Intro bekommt man den Auftrag im Tempel Darkmoon nach dem Rechten zu sehen. Nach dem Erstellen der vierköpfigen Party (oder der Übernahme der Recken aus Teil 1) landet man im Waldstück vor dem Tempel. Die winzige Außenwelt täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass auch bei Teil 2 überwiegend im Dungeon gekämpft wird. Neben den Kämpfen im Untergrund, darf man später auch noch ein paar Türme des Tempels besuchen und sich in bester Rollenspielmanier von unten nach oben vorarbeiten. Neben dem deutlich höheren Schwierigkeitsgrad zu Teil 1, sind auch die Rätsel deutlich knackiger geworden. Zur Unterstützung findet man zwischendurch weitere Charaktere, die sich der Gruppe anschließen möchten und somit die Partystärke auf insgesamt sechs Personen erhöhen. Einige Überraschungen und Dialoge werden in Form von kurzen Zwischensequenzen erzählt.

Leider führen die (durchaus zahlreichen) Rätsel oftmals einen Frustfaktor mit. So muss man beispielweise bestimmte Gegenstände aus früheren Levels mit sich führen (und selbst die sind teilweise sehr gut hinter versteckten Wänden verborgen) und zum richtigen Zeitpunkt einsetzen.
Automapping zur Orientierung gibt es nicht. Ohne einen Magier, der Essensrationen herbeizaubern kann, braucht man gar nicht das Spiel starten, denn zusätzliche Rationen sind nur sehr rar im
Dungeon verteilt… Zudem gibt es einige Stellen, aus denen man sich nicht mehr befreien kann – falls man dummerweise zur falschen Zeit gesichert hat, darf man wieder von vorne beginnen…
Doch genug Kritik, die gezeichneten Monster überzeugen selbst heute noch, die Vielzahl an Ausrüstungsgeständen, die einfache Steuerung und die umfangreiche Spielwelt sind Garant für viele Stunden Spielspaß.
Eye of the Beholder spielt sich am einfachsten über die
DOSBox. Die
Amiga-Umsetzung steht den PC-Versionen allerdings kaum nach.
Teil 3 wurde von einem anderen Entwicklerteam umgesetzt und gilt daher auch als der schwächste Teil. Eine Konvertierung für Amiga fand nicht mehr statt. Für Fans der klassischen Rollenspiele kann das ebenfalls von
Westwood entwickelte
Lands of Lore, eine Weiterwinklung des "Beholder-Systems", empfohlen werden. In den Augen vieler Rollenspieler gilt
Lands of Lore als der "wahre" dritte Teil von
Eye of the Beholder.